Navigation für Einsteiger
Hilfreiche Satelliten - GPS-Navigation auf dem Fahrrad
Eine Einführung in die Fahrrad- und Wander-Navigation am Beispiel der App Komoot.
Dieser Artikel soll keine umfassende Information über die
Satellitennavigation geben, sondern dazu anregen, es
einfach mal, ohne großem finanziellen Aufwand, selbst
auszuprobieren.
Bei Fragen, Anregungen und Kritiken bitte direkt an
manfred.zahn@adfc-bergstrasse.de.
Satellitennavigation, was ist das?
Die Ära der Satellitennavigation begann 1995 mit dem
amerikanischen GPS (Global Positioning System), kurz
darauf folgte das russische GLONASS. Bis 2020 soll auch
das europäische Galileo und das chinesische Beidou zur
Verfügung stehen. Alle Systeme basieren darauf, dass ein
Empfänger von mindestens 4 Satelliten Positions- und
Zeitangaben empfängt. Aus diesen Informationen wird über
die Signallaufzeiten die (auf wenige Meter) exakte Position des Empfängers ermittelt. Das klingt erstmal sehr kompliziert, aber die
Nutzung dieser Technik ist für uns relativ einfach.
Empfangsgeräte
Für uns Radfahrer gibt es grundsätzlich 2 Geräteklasse, die für die Navigation genutzt werden können. Zum einen spezielle GPS-Geräte
oder das allgegenwärtige Smartphone. GPS-Geräte sind in der Regel robuster, die Akkus halten länger und das Display ist bei
Sonnenlicht besser ablesbar. Inzwischen gibt es aber auch schon Smartphone-Modelle, die spritzwassergeschützt oder sogar
wasserdicht sind. Zu erwähnen sind noch spezielle Outdoor-Handys, die die Vorteile der GPS-Geräte und der Smartphones miteinander
vereinen.
Welche Hardware benötigen wir?
Da wir die ersten Versuche möglichst preiswert unternehmen wollen beschränken wir uns auf die Verwendung des meist schon
vorhanden Smartphones. Es eignet sich jedes Smartphone mit eingebautem GPS-Empfänger. An das Gerät werden keine besonderen
Anforderungen gestellt. Günstig ist es, wenn genügend Speicherplatz vorhanden ist (externe SD-Karte) um Landkarten auf dem Handy
abzuspeichern.
Desweiteren ist eine solide Lenkerbefestigung für das Smartphone notwendig. Alternativ kann es bei Apps mit Sprachsteuerung
ausreichen, ein Headset mit dem Gerät zu verbinden und das Handy in der Tasche zu lassen.
Für längere Touren ist darüber hinaus an die Energieversorgung zu denken. Es gibt diverse Lösungen, um das Smartphone über das
Nabendynamo zu laden. Für die ersten Versuche empfiehlt es sich aber, die preiswerte Alternative über einen Zusatzakku (Powerpack) zu
verwenden. Dieser kann zum Beispiel von der Lenkertasche aus mit dem Telefon verbunden werden. Wenn das nicht möglich ist, kann
das Smartphone auch einfach in den Pausen über den Zusatzakku nachgeladen werden.
Welche App ist die richtige ?
Das ist ein weites Feld, da eine Vielzahl von Navigations-Apps in jeder Preisklasse zu haben sind. Schauen wir uns mal die Funktionen
an, die wünschenswert sind:
•
Leichte intuitive Bedienung
•
Automatische Routenberechnung nach Eingabe von Start und Ziel (engl.: routing)
•
Aufzeichnung von Strecken (engl.: tracking)
•
Aufspielen und Darstellung vorgefertigter Routen
•
Unterschiedliche Kartendarstellungen
•
Unabhängigkeit vom Mobilfunknetz
•
Sprachausgabe
Um es vorwegzunehmen, die ideale Navigationsapp, die das alles erfüllt, habe ich noch nicht gefunden. Hier wollen wir auf einen
Vergleich der verschiedenen Programme verzichten und statt dessen an einem einfachen Beispiel die ersten Schritte erläutert. Zu diesem
Zweck laden wir uns die sehr beliebte App „Komoot – Fahrrad & Wander Navi“ auf unser Smartphone.
Komoot – Fahrrad & Wander Navi
Komoot erfüllt fast alle unsere Wünsche für eine Navigationsapp. Das Programm ist sowohl für Android, als auch für IOS (iPhone)
verfügbar und kann über den Play Store bzw. über den App Store heruntergeladen werden. Die unten aufgeführte Anleitung bezieht sich
auf die App in der Version 9.6.7 für Android. Die App ist zwar kostenlos, aber für den Kartendownload und die Sprachausgabe gibt es ein
gestaffeltes Preissystem. Die erste Region, wie z.B. die Bergstraße, erhält man gratis, so dass risikolos getestet werden kann. Weitere
Regionen kosten 3,99€ und das Komplettpaket „die ganze Welt“ kostet 29.99€.
Nach der Installation wird man zunächst aufgefordert, sich zu registrieren. Ohne Anmeldung können die weiteren Funktionen nicht genutzt
werden.
Verwendung vorhandener Routen (Routensuche)
Nach dem Start wählen wir den Stern in der oberen Symbolleiste. Es erscheint zuerst diese Ansicht zur Routensuche (Bild 1). Hier kann
man über die runden Symbole die entsprechende Aktivität auswählen (Radfahren, Wandern, Mountainbiken, Rennrad oder Laufen).
Danach werden weitere Auswahlkriterien präsentiert (Bild 2). Nach der Auswahl des Startpunktes kann mit dem Plus- und dem
Minuszeichen links und rechts von der Karte der Umkreis um den Startpunkt eingestellt werden. Darüber hinaus kann man noch die
Länge der Tour und der Schwierigkeitsgrad auswählen. In dem grünen Feld im unteren Teil sieht man sofort, wie viele Routen gefunden
wurden.
Blättert man jetzt nach unten, kann man sich die gefundenen Routen ansehen (Bild 3). In der Übersicht werden der Tourenverlauf, Bilder
zur Tour, die (geschätzte) Dauer der Tour, die Länge, die Höhenmeter, der Schwierigkeitsgrad und eine Kurzbeschreibung angezeigt.
Wählt man eine Tour aus, werden weitere Details dargestellt (Bild 4), wie z.B. Wegtypen (Weg, Fahrradweg, Nebenstraße,
Bundesstraße...), Oberflächen (loser Untergrund, Pflaster, Asphalt...) und das Höhenprofil.
Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4
Soll die Tour jetzt wirklich realisiert werden, dann ist es ganz wichtig, die Tour „Offline verfügbar“ zu machen. Ansonsten gibt es Probleme,
wenn am Startpunkt kein Internet zur Verfügung steht. Dazu blättern wir wieder nach oben und setzen den entsprechenden Schalter (Bild
5). Daraufhin wird die Tour auf das Smartphone geladen.
Um die Tour jetzt auch abzufahren, öffne ich am Startpunkt wieder meine Komoot-App und gehe diesmal auf den persönlichen Bereich
(Bild 6). Nach Antippen des Feldes „Geplante Touren“ werden alle ausgewählten Touren angezeigt. Jetzt nur noch die Tour antippen und
mit dem grünen „Navigieren“-Knopf starten.
Der Nutzer wird entweder mit der Sprachsteuerung oder über Symbole entlang der geplanten Route geleitet (Bild 7).Weicht er
von der Route ab, dann versucht Komoot ihn wieder zurück auf die Strecke zu dirigieren. Allerdings ist diese Neuberechnung
nur möglich, wenn mobiles Internet zur Verfügung steht. In dem weißen Bereich direkt über der Karte werden verschiedene
Informationen zur Strecke angezeigt. Durch seitliches Verschieben kommt man jeweils zur nächsten Anzeige: Geschwindigkeit
(aktuell und Durchschnitt), Wegstrecke (zurückgelegte und verbleibende), die Zeit in Bewegung und die verbleibende Zeit und
das Höhenprofil.
Bild 5
Bild 6
Bild 7
Eigene Touren planen
Die Planung eigener Touren kann direkt in der App auf dem Smartphone, oder auch auf der Webseite www.komoot.de/plan erfolgen. Hier
beschränken wir uns auf einen einfachen Fall: Ich möchte unterwegs von der aktuellen Position zu einem Ziel (z.B. nach Hause)
navigieren. Dazu tippen wir auf der oberen Symbolleiste auf das Routensymbol (Rechtsabbiegepfeil im Bild 8). Anschließen wählen wir
wieder die Aktivität aus (Radfahren, Wandern, …). Für unser Beispiel behalten wir als Startpunkt die „Aktuelle Position“ bei. Nun brauchen
wir nur noch durch längeren Druck auf eine Kartenposition das Ziel markieren und in der darauf erscheinenden Auswahl „Als Ziel“
antippen (Bild 9). Danach wird sofort die Route berechnet und die Zeitdauer, die Länge und die Höhenmeter werden angezeigt (Bild 10).
Durch runter blättern werden weitere Informationen, wie Wegtypen, Oberflächen und das Höhenprofil sichtbar. Mit dem grünen Knopf
„Navigation“ kann jetzt gestartet werden.
Bild 8
Bild 9
Bild 10
Verwendung von Touren aus anderen Quellen
Im Internet gibt es eine Vielzahl von Quellen für Tourendaten. Z.B. das Tourenportal des ADFC, diverse Radroutenplaner der einzelnen
Bundesländern, regionale Touristenbüros usw. Hier werden oft Strecken (meist kostenlos) zum download angeboten. Komoot kann
Strecken, die im gpx-Format (GPS Exchange Format) vorliegen, sowohl über die Webseite importieren, als auch direkt mit der mobilen
Komoot-App.
Hat man eine Strecke im gpx-Format vorliegen, so wählt man zuerst den Reiter “Profil” aus und dort den Knopf “GEPLANTE Touren” (Bild
11). Daraufhin erscheint oben rechts ein neuer Knopf “IMPORTIEREN”. Wählt man diesen aus, dann kann im jetzt erscheinenden Menü
die Funktion “Datei importieren (GPX, FIT oder TCX)” ausgewählt werden (Bild 12). Mit Hilfe des Dateiexplorers kann jetzt die
gewünschte Streckendatei ausgewählt werden. Die darauf folgende Frage “Wie soll deine Tour importiert werden?” empfehle ich mit
“IMPORTIEREN UND PLANEN” zu beantworten (Bild 13). Dann kann diese Strecke noch weiterbearbeitet und zur Navigation verwendet
werden.
Bild 11
Bild 12
Bild 13
Nachdem die entsprechende Aktivität ausgewählt wurde (Wandern, Radfahren…), tippt man auf “WEITER”. Jetzt gibt es noch eine
Besonderheit: Falls die importierte Strecke auch Abschnitte enthält, die nicht das Komoot-Wegenetz benutzen, dann muss noch die
Entscheidung getroffen werden, ob entweder der Originalverlauf beizubehalten ist, oder ob die Abschnitte durch alternative Strecken auf
dem Komoot-Wegenetz zu ersetzen sind (Bild 14). Im ersten Fall (Originalverlauf beibehalten) ist zu beachten, dass für diese
Streckenabschnitte dann keine Navigation zur Verfügung gestellt wird. Dann müsste man dem Streckenverlauf auf der Karte verfolgen.
Diese Abschnitte werden dann auf der Karte gestrichelt dargestellt (Bild 15). Komoot nennt das Off-Grid-Navigation.
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